Antike Textquellen

Schon in der Antike wurden die Kreter schriftlich erwähnt.

Diodorus Siculus, 1. Jh.v.Chr.
“Die Einwohner von Kreta behaupten, ihr ältestes Inselvolk seien die sogenannten Eteokreter, Autochthonen, deren König namens Kres die meisten und größten Erfindungen der Insel gemacht habe, die dem Zusammenleben der Menschen förderlich waren.”
Quelle: F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 2, Buch V-XII.

Erstmals erwähnt werden die Eteokreter (die “echten” Kreter) im späten 8. Jahrhundert v. Chr. in der Odysse  von Homer.  Sie sind dort als eigenständiges Volk auf Kreta in der Zeit um 1200 v. Chr. neben den Achaiern, Kydonen, Dorern und Pelasgern angeführt. Im 19. Gesang der Odyssee, Zeilen 172 bis 179, heißt es:

Κρήτη τις γαῖ’ ἔστι μέσῳ ἐνὶ οἴνοπι πόντῳ,
καλὴ καὶ πίειρα, περίρρυτος· ἐν δ’ ἄνθρωποι
πολλοὶ ἀπειρέσιοι, καὶ ἐννήκοντα πόληες· –
ἄλλη δ’ ἄλλων γλῶσσα μεμιγμένη· ἐν μὲν Ἀχαιοί,
ἐν δ’ Ἐτεόκρητες μεγαλήτορες, ἐν δὲ Κύδωνες
Δωριέες τε τριχάικες δῖοί τε Πελασγοί· –
τῇσι δ’ ἐνὶ Κνωσός, μεγάλη πόλις, ἔνθα τε Μίνως
ἐννέωρος βασίλευε Διὸς μεγάλου ὀαριστής,
    Kreta ist ein Land im dunkelwogenden Meere,
Fruchtbar und anmutsvoll und ringsumflossen. Es wohnen
Dort unzählige Menschen, und ihrer Städte sind neunzig:
Völker von mancherlei Stamm und mancherlei Sprachen. Es wohnen
Dort Achaier, Kydonen und eingeborene Kreter,
Dorier, welche sich dreifach verteilet, und edle Pelasger.
Ihrer Könige Stadt ist Knossos, wo Minos geherrscht hat,
Der neunjährig mit Zeus, dem großen Gotte, geredet.

Diodor erwähnt im Zuge seiner Beschreibung der Geschichte und Mythen Kretas, dass deren Einwohner die Eteokreter für die autochthone Bevölkerung der Insel hält. Vermutlich werden diese Bewohner der Insel durch ihre Bezeichnung als Eteokreter, also echte Kreter, in der Odyssee (19,176) ebenso als Autochthone dargestellt.
Belegstellen: Hom. Od. 19,176; Diod. 5,80,1

“Daß die frühesten Bewohner der Insel [Kreta] Eteokreter genannt wurden und anscheinend Autochthonen waren, haben wir schon vorher erwähnt; viele Generationen nach ihnen kamen die Pelasger, die sich wegen ihrer fortwährenden Kriegszüge und Wanderungen in Bewegung befanden, nach Kreta und besiedelten einen Teil der Insel. Als dritter Volksstamm setzten, wie uns berichtet wird, die Dorer unter Führung des Tektamenos, des Sohnes des Doros, auf die Insel über. Nach der Überlieferung sammelte sich der Großteil dieses Volkes aus den Gegenden um den Olympos, doch bestand ein gewisser Teil von ihnen aus Achäern der Landschaft Lakonien; hatte doch Doros das Gebiet um das Kap Malea zum Ausgangspunkt seiner Unternehmungen gemacht. Eine vierte Volksgruppe, die nach Kreta kam, soll verschiedenartige Barbaren umfasst haben. […] Zu allerletzt nach der Rückkehr der Herakliden schickten noch die Argiver und Lakedaimonier Kolonien aus; diese siedelten sie auf etlichen anderen Inseln an, nahmen auch Besitz von dieser Insel (Kreta) und gründeten darauf einige Städte.”
Quelle: F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 2, Buch V-XII.

Diodor widmet sich hier der Geschichte Kretas und den darüber erzählten Mythen, wobei er sich relativ ausführlich mit den Besiedlungsphasen der Insel auseinandersetzt. Die Eteokreter sind für ihn Autochthone (vgl. Diod. 5,64,1). Bereits Homer (Od. 19,176) bezeichnet dieses Volk als Eteokreter, also echte Kreter, was ebenso meinen könnte, dass diese die Ureinwohner der Insel sind. Als zweites besiedeln die Pelasger Kreta (so auch Hom. Od. 19,177). Die Pelasger gelten in der griechischen Antike als prähistorische Einwohner von weiten Teilen Griechenlands, sie erscheinen Hom. Il. 2,681 und Diod. 5,61,1-3 folgend als Bewohner Thessaliens und von Epeiros (vgl. Hom. Il. 16,233), Herodot kennt eine Version, nach der die Aioler einst Pelasger hießen (7,95,1-2). Als nächstes kommen die Dorer unter Tektamenos nach Diod. 4,60,2 zusammen mit Pelasgern und Aitolern. Tektamos oder Teutamos, Sohn des Doros, hat wie sein Bruder Aigimios seine Heimat in Thessalien, dessen nördlicher Teil, die Hestiaiotis, bei Diodor zumeist als Ursprungsland der Dorer gilt (vgl. u. a. 4,58,6). Danach fassen einige Barbarenvölker auf Kreta Fuß, bis die Insel schließlich nach der Rückkehr der Herakliden auf die Lakedaimonier und Argiver wieder von Dorern eingenommen wird.Ähnlich beschreibt bereits Homer (Od. 19,172-177) die Zusammensetzung der Einwohnerschaft: Er kennt u. a. wie hier Eteokreter, Pelasger, Achaier und Dorer.
Belegstellen: Diod. 4,60,2; Diod. 5,64,1; Hom. Od. 19,176; Hom. Od. 19,177

Strabon, 1. Jh.v.Chr.-1. Jh.n.Chr.
“Die echten Kreter und die Kydonen waren wahrscheinlich ureinsässig, die Übrigen eingewandert.”
Quelle: S. Radt, Strabons Geographika, Bd. 3, Buch IX-XIII.
Während Strabon uns für Kreta lediglich die Eteokreter und die Kydonen als uransässig überliefert, berichtet Homer (Od. 19, 175ff.), dass die Bewohner von Kreta seit jeher ein Konvolut aus Achäern, echten Kretern (Eteokretern), Kydonen, Dorern und Pelasgern seien. Die dem Griechischen wenig bis gar nicht verwandte Schrift und Sprache der Eteokreter zeichnet sie als Nicht-Griechen aus.

Alle Angaben vom Onlineportal Alte Geschichte und Altertumskunde Graz:
gewi.uni-graz.at

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