Chronologie

Die Datierung wurde erstmals vom Entdecker der minoischen Kultur, Sir Arthur Evans im Jahr 1901 anhand der Keramik vorgenommen. Evans unterteilte die minoische Geschichte entsprechend den Keramikstilen in Frühminoisch, Mittelminoisch und Spätminoisch. Diese Phasen werden feiner in Abschnitte (I, II und III) unterteilt. Aber dann haben andere Forscher wie z.B.  Nikolaos Platon und Peter Warren die Datierung aufgrund neuerer Methoden und Ergebnissen adaptiert.

Die 1958 entwickelte Klassifizierung nach N. Platon richtet sich nach den Bauphasen der minoischen Paläste. Dabei wird zwischen der Vorpalastzeit, Altpalastzeit (Zeit der alten Paläste), Neupalastzeit (Zeit der neuen Paläste) und Nachpalastzeit (Zeit nach der endgültigen Zerstörung des Palastes von Knossos) unterschieden.

Wichtigste Anhaltspunkte für die zeitliche Einordnung sind „Keftiu-Exporte“ nach Ägypten und umgekehrt, sowie die Datierung der minoischen Eruption der Vulkaninsel Thera. Hier stehen sich derzeit die traditionelle, an der Chronologie Ägyptens orientierte Chronologie (zirka 1530/00) und eine 14C-Datierung eines Olivenastes mit 1627 bis 1600 v. Chr. gegenüber. War der Ast jedoch bereits selbst 100 Jahre alt, bleibt es bei der alten Datierung, wenn nicht, sind einige Zeitstufen des Mittel- und Spätminoikums zu verschieben, insbesondere wären der Beginn der Stufen SM IA und SM IB und das Ende von MM III ein Jahrhundert früher anzusetzen.

Die Synchronisation mit der Ägyptischen Chronologie (s. o.) kommt nach Ansicht vieler Forscher mit den traditionellen Daten besser zurecht. Die Chronologie der minoischen Zeit wirft demnach bis heute viele Probleme auf.

Um 1430 v. Chr. sind überall auf Kreta Spuren von Bränden und Zerstörungen nachweisbar. Diese sind wohl auf die Eroberung Kretas durch mykenische Festlandsgriechen zurückzuführen. Die palatialen Zentren wurden zerstört. Lediglich Knossos bestand bis zirka 1375 v. Chr. fort, offenbar als Sitz eines mykenischen Herrschers. Jedenfalls ist der Palast nach Ansicht eines Teils der Gelehrten zu dieser Zeit zerstört worden.
Andere Forscher sind allerdings der Meinung, die Datierung der in Knossos gefundenen Schrifttafeln auf zirka 1375 sei falsch und gehe auf Fehler des ersten Ausgräbers Evans zurück: Dieser habe versehentlich Geschirr, das aus einem älteren Gebäude gestammt habe, in denselben Kontext wie die Tafeln eingeordnet. Diese Linear-B-Tafeln – und damit die Zerstörung des Palastes von Knossos – seien in Wahrheit auf zirka 1200 zu datieren. Die Anhänger dieser Position gehen daher davon aus, dass Kreta um 1400 unter mykenische Kontrolle geriet, dass aber zumindest Knossos unter den neuen Herren noch knapp 200 Jahre lang geblüht habe.
In der Nachpalastzeit (1450/1400–1100/1050 v. Chr.) besteht die minoische Kunst weiter. Während vorher die minoische Kultur die mykenische Kultur stark beeinflusst und vermutlich die Peloponnes erobert hat, verschmilzt nun Mykenisches und Minoisches. Allerdings bleiben auf Kreta typisch minoische Elemente bis zum Ende der Periode erhalten (teilweise mit Nachwirkungen in die archaische Zeit).

Kreta ist politisch Teil der mykenischen Welt und wird von Griechen beherrscht. Mykenische Herrscher regierten in Knossos und eventuell auch in Kydonia. Die anderen ehemaligen minoischen Paläste wurden nie wieder bezogen. In der Zeit um zirka 1200 v. Chr. gab es auf dem Festland viele Zerstörungen und Umwälzungen, von denen auch Kreta nicht verschont blieb. Das minoisch-mykenische hielt sich noch bis zirka 1050 v. Chr. Die Geschichte Kretas in den „Dunklen Jahrhunderten“ zwischen 1100 und 750 v. Chr. ist bis heute weitgehend unklar.

Hier der Überblick über die Datierungsmodelle der Chronologie.

chronology minoan cultur

Mit der langen Chronologie verschiebt sich die Synchronisierung mit Ägypten wesentlich:
Chronology2

Die Debatte bleibt weiterhin spannend. Für alle LeserInnen dieses Blogs möchte ich zur weiteren Vertiefung noch auf diese Links verweisen:
Die noch detailliertere Chronologie: Minoan chronology

Wiki: Minoische_Eruption
Felix Höflmayer: Die Synchronisierung der minoischen Alt- und Neupalastzeit mit der ägyptischen Chronologie, Dissertation, Universität Wien, 2010,
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